Donnerstag, 10. Juli 2008

Öffentlich-Rechtlicher Etikettenschwindel

Am letzten Freitag im Juni fand neulich Abends in Londoner ein grosses Open Air Pop Konzert anlässlich des Geburtstags von Nelson Mandela statt, zu Gunsten seiner Anti-Aids-Stiftung.
Die musikalische Veranstaltung für Völkerverständigung und gegen Armut, Entrechtung und AIDS wurde in Deutschland von keinem einzigen der sog. öffentlich-rechtlichen (also heimlich-unrechtlichen) Sender (Staatsfunk) übertragen. Einziger deutscher Sender der das Musik-Festival live übertrug, war der randständige kleine Kommerzsender N24.

Die Staatssender ARD und ZDF haben ja noch diverse Dritt-, Viert-, Fünft- und Sechst- TV-Programme, mit tollen Namen, wie beispielsweise "Phoenix der Ereignis- und Dokumentationskanal", und Eins Festival. Wenn irgendein europäisches Königshaus eine Heirat oder Beerdigung zelebriert, werden auf mindestens fünf deutschen Staatsfunkkanälen den ganzen Vormittag identische Livebilder gezeigt.
Während am letzten Wochenende die halbe Nation sich um Ballacks Wadenmuskel sorgte, und auf Eins Festival (Name!) am Freitag Abend Lindenstrasse, Büro Büro und irgendwelche andere Wiederholungen liefen, wurde im Londoner Hyde Park den ganzen Abend lang mit Live-Musik öffentlich ein berühmter Südafrikaner gefeiert.
Deutsche im nationalen Fussball-EM-Rausch, Ihr sollt keine andere Party feiern, als eine für die nationale Sache!?


An diesem WE fand im Sendegebiet des mdr ein dreitägiges grosses internationales Folkfestival statt. Laut Programmheft hat der Staats(GEZ)funk keine einzige Sendung von diesem Festival gebracht. Auf Eins Festival liefen statt dessen Spielfilmwiederholungen der Vortage, und Phönix, der Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF sendete den ganzen Tag alles mögliche zur Eröffnung des neuen amerikanischen Botschaftsgebäudes in Berlin. Klar, wenn in den USA ein deutscher Kartoffelsack umfällt und amerikansiche Medien berichten darüber, fühlen auch wir uns national gebauchpinselt. Aber das Ganze zeigt doch überdeutlich, das unsere grossen Medien an Alltag und Bevölkerung vorbeisenden, und mehr eine von Oben dirigierte, diplomatisch-staatstragende Funktion im Konzert der Nationen erfüllen, als dass sie für die Bevölkerung da sind. Ich glaube fast, das Beste, was der Publizist Henryk Broder jemals gemacht hat, war sein Boykott der GEZ-Gebühren.

Offenbar sucht man hier im Lande wieder händeringend nach reproduzierbaren nationalen Jubelmöglichkeiten. Was aber könnte die Bürger mehr mit ihrem Land verbinden als das Gefühl, dass der Staat sie nicht als Objekte zur staatlichen Nutzung behandelt, sondern als souveräne Menschen, die es verdienen, dass staatliche Stellen für sie da sind, statt sie für die staatlichen Einrichtungen. Aber solange die Leute nicht merken, dass sie nicht der Souverän sondern das Nutzvieh für die Macht-Eliten sind, solange kann man sie melken und manipulieren.

Der Konsum deutschen Fernsehens kann vermutlich sämtliche moderne Krankheiten hervorrufen, von Durchfall und Magengeschwüren bis Herzinfarkt, Asthmaanfälle und Kopfkrebs.
Nebenbei erfährt man aber auch, warum die Nationalspieler so irre heiss auf den EM-Pokal sind. Deutschland zahlt im Falle des EM-Sieges jedem Spieler etwa eine viertel Million Euro! Für den zweiten Platz werden die wohl auch eine stattliche Prämie bekommen. Zusätzlich zu ihren Grund- und anderen Salären. Geld, dass dieser Staat zuvor den Angehörigen der Unterschicht gestohlen hat, den Schwachen und Entrechteten vorenthält, dass bläst er den systemtreuen Ja-Sagern und nationalen Propagandisten in den Arsch.