Montag, 13. August 2012

Gedenken an den Mauerbau - des Kapitalismus

Da stehen sie nun wieder, die Offiziellen dieses Staates, und gedenken dieses primitiven Schutzwalls, der nichtmal 30 Jahre existierte und seit über 20 Jahren Geschichte ist.
Der Kapitalismus hingegen errichtet weiterhin überall unsichtbare, aber umso wirksamere Mauern. Denn ein grosser Teil unserer Mensch-zu-Mensch-Kontakte passiert über Dritte: Fernsehen, Handy, Internet. Wer Macht über diese Medien hat, regelt unsere Kontakte und unser Weltbild.

Ist es nicht merkwürdig?: Ein Nachbarland Deutschlands, welches als einziges nicht zur EU gehört, aber in dem ebenfalls deutsch gesprochen wird, nämlich die Schweiz, aber wir erfahren im Alltag so gut wie nichts von dort, denn das öffentlich-rechtliche Schweizer Fernsehen sendet - angeblich aus Urheberrechtsgründen - nur verschlüsselt, weil es nur von Schweizern empfangen werden soll. Die Schweizer emfangen kostenlos und unverschlüsselt das gesamte Fernsehprogramm ihres riesigen Nachbarlandes im Norden, aber die Deutschen nichts aus der Schweiz. Dabei wäre es doch gerade für uns Deutsche interessant zu wissen, wie klappt das im schweizer Alltag mit ihren vier National-Sprachen, wie sieht das Leit- und Massenmedium Fernsehen in einer direkten Demokratie aus, welche konkreten Auswirkungen hat die Schweizer Nicht-EU-Mitgliedschaft, und wie ist ihr Blick auf Deutschland und den Rest der Welt! Aber es ist als läge die Schweiz auf dem Mond oder hinter einer unsichtbaren Mauer. Mediale Mauern trennen Deutschsprachler hier von Deutschsprachlern dort - offenbar so gewollt vom globalen Polizeistaat.

Bekanntlich konnte man in der DDR und im gesamten sozialistischen Ostblock für nur ein paar Pfennige mit Bus und Bahn fahren. Genug Geld hatten die „Ossis“ ja, es gab nur nicht so viel zu kaufen, wie im Westen. Im Kapitalismus ist es für Hartz 4 Empfänger kaum möglich, weil kaum bezahlbar, mit dem Zug durch Deutschland zu fahren, beispielsweise um gelegentlich Freunde oder Verwandte in anderen Teilen des Landes zu besuchen. Es gab mal eine kurze Phase, kurz nach dem Fall der Mauer, da konnte man für sagenhafte 5 DM ein ganzes Wochenende lang mit Regional- und Nahverkehrszügen beliebig weit durch ganz Deutschland fahren (vielleicht wollte die Bahn den Neu-Bürgern zeigen: Wir können auch sozial, wenn wir wollen, aber wir wollen nicht auf Dauer). Halb Deutschland nutzte das Angebot, die Züge waren brechend voll. Das supergünstige Angebot gibt es schon lange nicht mehr - nicht mal für Hartz 4 Empfänger. Die müssen zu Hause bleiben. Eine unsichtbare Mauer trennt sie auch reisemässig vom Rest des Landes - von Europa und dem Rest der Welt gar nicht erst zu reden.
Solche unsichtbaren Mauern können durchaus auch existenzielle Konsequenzen haben, also über Gesundheit oder Krankheit, Leben oder Tod entscheiden.


Solche Zettelbretter wie hier beispielsweise noch heute am Bahnhof einer Stadt im Kaukasus (ehemaliger sozialistischer Ostblock) sind eine prima Möglichkeit der indirekten Kommunikation:


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