Mittwoch, 6. Juli 2011

FilmKritik: Funny Games - Hanekes erste Version

Sollen die weissen Handschuhe, die beide sadistischen jungen Männer, die offenbar der Oberschicht entstammen, im Film tragen, ein Hinweis, eine Allegorie, sein? Weisse Handschuhe gehören zum Ritual der Freimaurer. Soll "Funny Games" also eine Allegorie auf einen pubertär-bösen, willkürlichen Vernichtungswillen bei den Freimaurern sein? Dann wäre Hanekes Film ein bisschen mehr als nur die diffuse Angst eines konservativen alten Mannes vor der inneren Freiheit Heranwachsender, die unter unseren heutigen Umständen auch Böses hervorbringen kann. Hanekes zweite Filmversion mit amerikanischen Schauspielern kenne ich nicht, weiss also nicht, ob es darin gar keine oder noch mehr Anspielungen in Richtung Freimaurerei gibt. Aber selbst wenn Funny Games eine Allegorie im eben genannten Sinne ist, so sind die Querbezüge doch sehr dünn und der Film liefert eigentlich keine weiteren Erkenntnissgewinn und bildet die Zuschauer in keiner Weise, sondern schockiert nur. Allein eine Erinnerung an die Omnipräsenz des Bösen, und dessen Bebilderung, ist aber nichts Neues und darum Unterhaltung auf Steinzeitniveau.
Der Film pervertiert Merkmale des Bösen, nämlich das wirkungslose Verpuffen guter, sachlicher Argumente, was wir gemeinhin im Umgang mit Behörden und anderen Vertretern des Staates und grosser Organisationen kennen, indem Haneke es mit Jungsein und Freiheit verbindet, ohne eine Erklärung oder über das beobachtete Geschehen hinausgehende Deutungen anzubieten. Haneke also ein reaktionärer, böser alter Mann?