Freitag, 27. Juli 2012

Publikums-Verarschung: TV-Dokus über Kuba

Die TV-Doku über Kuba, Mythos ohne Masterplan, von Eva Schmidt, fügt sich in die Reihe uns verdummender Dokumentationen. Da wird weiter der Unsinn verbreitet, der greise Fidel Castro würde noch aus dem Hintergrund in seinem Pflegeheim das Schicksal Kubas lenken; überhaupt, als seien die beiden Castro-Brüder die Herrscher der Insel. Die „Doku“ informiert nicht, sie verbreitet nur Gefühlsduselei, etwa wenn arbeitslos gewordene Arbeiter einer Zuckerfabrik lang und breit zu Wort kommen und das gleiche sagen, was wir hier in Europa und Deutschland in Krisenzeiten auch täglich zu hören und zu sehen bekommen: wie Gekündigte sich als frische Arbeitslose fühlen. Hingegen warum die Regierung der Zuckerinsel den Zuckeranbau plötzlich zu einer Sache des vorigen Jahrhunderts erklärt hat, obwohl der Rest der Welt das überhaupt nicht so sieht, sondern fleissig Zucker kauft, das erfährt man nicht. Überhaupt wird nicht MIT den Castros bzw der Regierung geredet, sondern nur ÜBER sie, als lebten die auf dem Mars oder sprächen nur klingonisch. Die Castros sprachen mehrfach vor der UNO-Hauptversammlung, Ex-UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat Fidel Castro vor einigen Jahren an dessen Krankenbett in Kuba besucht, Fidel Castro schreibt immer mal wieder Kolummnen / Kommentare auf der Internetseite der Kommunistischen Zeitung Granma, aber kein einziges deutsches Fernsehteam macht und bringt ein Interview mit der Regierung Kubas! Das ist doch sehr merkwürdig.

Ebenso wenig erfahren wir aus dem o.g. Film, dass die immer stärker ausgebaute Tourismusindustrie in Kuba allein in der Hand des Militärs ist. Auch dass das kubanische Militär sehr eng und kameradschaftlich mit dem US-Militär auf Guantanamo-Bay zusammenarbeitet, angeblich nur für gemeinsame Katastrophenschutzübungen, erfährt man nicht aus der Doku über die angeblich isolierte Insel. Die „Doku“ orientiert sich ganz klischeehaft am aktuell regierenden Bruder von Fidel Castro, und sinniert darüber ob und inwieweit von ihm eine Demokratisierung zu erwarten ist. Dass schon vor einigen Jahren die Hoffnungen des Westens auf einem führenden Politiker und Schützling von Fidel Castro ruhten, Namens Carlos Lage, den man schon für einen Gorbatschow Kubas hielt, der dann aber plötzlich aus allen Ämtern entfernt und durch Militärs ersetzt wurde, das wird nicht mal mehr erwähnt. Also eine halbe Stunde lang die üblichen Kubaklischees statt Inhalte, in einer Sendung, die das Wort Masterplan in den Mund nimmt.

Wir stellen also ohne TV-Doku fest: Kuba wird vom Tourismus ernährt. Der Tourismus in Kuba ist - wie vermutlich alles - die Domäne des Militärs (übrigens wurde auch hier in der Stadt in einem Stadtteil das angeblich wirtschaftlich unlukrative Freibad vor Jahren von einem Polizeisportverein übernommen! Polizei und Militär greifen offenbar weltweit nach allem wo sich gerne halbnackte junge Frauen aufhalten). Zurück nach Kuba: In Parlament und Regierung werden erfolgreiche, beliebte Zivilisten durch Militärs ersetzt. Schon sofort nach dem Sieg der Revolution bis noch vor einigen Jahren sind so ziemlich alle führenden linken Köpfe der Revolution zu Tode gekommen - bis auf die beiden Castro-Brüder. Das kubanische Militär arbeitet sehr gut mit dem US-Militär in Guantanamo Bay zusammen. Übrigens wird das Fernsehen Kubas (Cubavision international) über Satelliten des angeblichen Systemfeindes weltweit verbreitet und ist auch in Deutschland via Astra zu empfangen (das Schweizer Fernsehen ist übrigens für Nicht-Schweizer, also auch für Deutsche, nicht in Deutschland unverschlüsselt zu empfangen!).
Dass uns unsere Medien seit Jahr und Tag wider besseres Wissen den immer gleichen Unsinn samt Lügen und Unterschlagungen über Kuba auftischen und uns die engen Verflechtungen hinter den Kulissen verschweigen, muss irgend etwas bedeuten. Nur was?