Donnerstag, 1. Mai 2014

Aktuell im TV: Verschwörungstheorien, Snowden und der ganze Rest

Zur Zeit sind Geheimdienste, Verschwörungen und dergleichen in ungewohnt zahlreichen Sendungen ein Thema im Fernsehen. Vermutlich weil sich Ende Mai der Geburtstag des unter dubiosen Umständen ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy jährt. Einige glauben an die Einzeltätertheorie, andere an eine Verschwörung der Geheimdienste.
Ein grosses Grundproblem bei all diesen Dingen scheint mir zu sein, dass die Geschichte der Menschheit nicht nur länger, sondern auch komplexer wird, also das "System" wird immer "erwachsener", immer mächtiger, immer raffinierter, hingegen die potentiellen Gegner werden immer erst geboren - und zwar in das System hinein - und müssen erst lernen, wie die Welt funktioniert. Wie soll da potenter Oppositionsgeist heranwachsen, der auch noch öffentlich wirksam werden kann? Einerseits darf man nicht die frischen Instinkte der Newbies unterschätzen, die unbefangener komplexe Zusammenhänge erkennen, kategorisieren und abhaken können. Anderseits können die Medien den jungen Leuten Verhältnisse als neu verkaufen, die für Ältere ein alter Hut sind, wie die Snowden-Skandalisierung gezeigt hat.
Wenn man sich TV-Dokus zu den o.g. Themen anschaut, kommt natürlich die Frage auf, wo stehen die Journalisten in dem Ganzen; können und wollen die überhaupt aufklären, sind sie raffinierte Propagandisten, Instrumente, Werkzeuge des Systems, oder subtile, vorsichtige Aufklärer?
Von Seiten der Verschwörter wird gerne behauptet, die Verschwörung sei schon so gross und komplex, man könne und dürfe die Restbevölkerung nicht mehr aufklären, weil sonst alles zusammenbräche. Die Frage ist, ob das nicht primär eine bequeme Schutzbehauptung zur Sicherung der eigenen Herrschaft und Vermögensverhältnisse ist.
Selbst wenn man der Meinung ist, die Herrschenden seien dazu verdammt, die Rolle geheimer Hirten und Schäfer über die menschliche Nutztierherde zu behalten, so sehe ICH als Mensch mich weder zur einen noch zur anderen Seite gehörig. Weil die Herrschenden bösartig und skrupellos mich wie ein Versuchstier behandelt haben, darum bin ich kein passiver Zuschauer zwischen den Fronten oder Stühlen, sondern im aktiven Widerstand. Hier im Blog durch Aufklärungs-Arbeit.
Das Problem bei diesen Dokus über geheime Machenschaften ist tatsächlich jene berühmte Unterscheidung: Es gibt Unwissen dessen wir uns bewusst sind, und es gibt Unwissenheit derer wir uns nicht bewusst sind. Im Spielfim "Welt am Draht" sagen Konstrukteure bzw Verwalter der simulierten Welt, die Angehörigen der simulierten Welt könnten unmöglich erkennen, dass ihre Welt nur eine simulierte sei, wenn nicht jemand aus der "Erschaffer-Welt" gepetzt (durchgestochen) habe. Die Frage ist tatsächlich, können wir den Wert einer TV-Doku ermessen, wenn wir nicht wissen, ob und was uns verschwiegen wurde? Vielleicht ist es im Prinzip möglich, allerdings nur mit inneren Einstellungen, die uns Zuschauern aber systematisch abdressiert werden. Zwei Aspekte würde ich da hervorheben: In einer rosaroten, Bonbon bunten Scheinwelt fällt es schwer, den Blick davon loszureissen und hinter Vorhang, Mauern und scheinbar neutralen Maschinen bösartige Triebe und Motive am Werk zu erkennen. Anders gesagt, solange Kühe, Schafe und andere Tiere glauben, dass wir es gut mit ihnen meinen, lassen sie sich von uns streicheln und bleiben innerhalb der Zäune und Mauern. Wüssten sie hingegen, was wir letztlich mit ihnen vorhaben, würden sie rebellieren. Also der eine Aspekt unseres Unwissen betrifft die Motive und Triebe der Überwacher. Der andere Aspekt unseres Unwissens betrifft die Machtmöglichkeiten, Technologien und den globalen Grad der Vernetzung der Überwacher. Da kann nur der "gesunde Menschenverstand" erkennen, wenn uns der Kreis / die Kugel nicht vollständig präsentiert wurde. Wenn uns Kontrolle, Überwachung und Roboterhaftigkeit immer nur als eine Sache von Computer, Kameras und Progammen präsentiert wird, dann kommt man nicht so leicht auf die Idee, dass auch Biologie und Medizin ungeheure Möglichkeiten bieten, Menschen zu überwachen und zu Quasi-Sklaven zu machen. Das gehört vielleicht zu jener Art Unwissen, welches einem schon durch seine permanente Ignorierung eigentlich irgendwann auffallen müsste. Also es gibt regelrechte Lücken im Wissen, die einem als Lücken auffallen könnten, wenn man nicht permanent abgelenkt wäre. Das der Mond keine Scheibe, wie man ihn am nächtlichen Himmel sieht, sondern eine Kugel ist, also eine Rückseite hat, das wird einem vielleicht erst dann wieder bewusst, wenn man ihn sich mit Musse etwas länger anschaut.