Mittwoch, 13. April 2016

Vortrag Uni Tübingen: Wo Daniele Ganser zu kritisieren ist

Das YouTubeVideo über Gansers Vortrag an einer Uni in Tübingen vor rund einem Jahr habe ich kürzlich erstmals gesehen und mir sind drei Fehler aufgefallen.
Über Folter meint Ganser ganz pauschal, Gefolterte erzählen irgendwas, auch Lügen, um nicht weiter gefoltert zu werden, also könne man die Folter auch lassen, sie sei nicht nur unethisch, also verboten, sondern auch nutzlos. Aber wäre die Folter nutzlos, würde sie nicht von Geheimdiensten angewendet. Ganser hätte unterscheiden müssen zwischen überprüfbaren und nicht überprüfbaren Aussagen Gefolterter. Wenn ein Gefolterter etwa sagen soll, wo eine Bombe oder eine Geisel versteckt ist, kann man seine Aussagen überprüfen und er weiss das und wird sich darum hüten, zu lügen. Dennoch soll das keine Rechtfertigung sein, zu foltern. Denn wenn er Mitglieder seines Netzwerks nennen soll, so könnte er wichtige Mitglieder verschweigen und statt dessen unschuldige, aber ihm mißliebige Zivilisten nennen, quasi als Bauernopfer zum Schutz seiner Gruppe, und die folternden Geheimdienste werden dann womöglich Unschuldige als vermeintiche Terrormitglieder liquidieren.

Zu den Nine-Eleven-Anschlägen argumentiert Ganser wie auch viele andere, daß angeblich noch niemals zuvor ein Hochhaus durch einen Brand zum Einsturz gebracht wurde. Aber die TwinTowers brannten nicht nur, sondern in beide Türme ist je ein komplettes Passagierflugzeug hineingedonnert und die Triebwerke sind durch die ganze Etage geschossen und auf der anderen Seite aus den Gebäude geflogen. DAS gab es zuvor noch nie bei einem Wolkenkratzer. Warum die Türme allerdings schön gerade senkrecht zusammengesackt sind, wie bei einer gezielten Sprengung, bleibt weiter unklar. Auch die anderen Argumente für eine nicht nur islamistische, sondern eine Geheimdienst-Verschwörung bleiben davon unberührt, aber es ist nicht gerade Vertrauen erweckend, wenn unter Ignorierung offensichtlicher Fakten argumentiert wird.

Über Informationen aus unseren großen Leit- und Massenmedien, insbesondere das Fernsehen, wie etwa das ZDF, meint Ganser, wir sollten nicht verärgert sein über deren schlechte oder nicht vorhandene Berichterstattung, sondern einfach ausschalten und uns bei YouTube informieren - das sei aktive Informationsbeschaffung, anstatt passiver Informationsberieselung. Er verschweigt dabei, daß die Bevölkerung für das Fernsehen viel Geld bezahlt und dafür zu Recht auch eine erwünschte Gegenleistung erwarten darf. Noch wichtiger aber ist die Tatsache, daß der Radio- und TV-Empfang weitestgehend anonym möglich ist, also niemand kann bei DVB-T oder Sat-Empfang registrieren, wer sich wann welche Sendung und wie lange anschaut oder anhört, während hingegen im Internet, also auch bei YouTube, jeder Surfer identifizierbar ist, also genau verfolgt werden kann, wer sich wann und wo welches Video anschaut, an welchen Stellen er das Video stoppt und welche Szenen wiederholt oder überspringt und sich welches Video runterlädt. Insbesondere bei brisanten Themen sind das wichtige Meta-Daten. Daß Ganser das verschweigt, anstatt sich für einen demokratischen Bürgerrundfunk stark zu machen, der auch von und für jede noch so kleine und abwegige aber demokratische Randgruppe noch Sendungen ausstrahlt, die dann von jedem anonym empfangen werden könnten, spricht gegen das, was er vorgibt zu tun und zu sein.