Sexueller Missbrauch wird nicht nur durch katholische Geistliche in der Kirche begangen. Auch im katholischen "Krankenhaus der Barmherzigen Brüder" in München wurde Anfang der 90er Jahre durch Ärzte sexueller Missbrauch bis hin zu männlicher Genitalverstümmelung verbrochen! Menschen als Patienten in Vollnarkose sind ausgelieferter als Kinder und Jugendliche.
Der hauptverantwortliche Täter, Medizin-Professor Dr. Jens Erik Altwein, wurde Ende der 90er Jahre von seinem Opfer strafangezeigt. Die Kirche reagierte gar nicht und die Münchner Staatsanwaltschaft und andere staatliche und halbstaatliche Stellen hielten das Verbrechen unter der Decke, indem sie seriöse Ermittlungen be- und verhinderten, sodass es nie zu einer Anklage kam. Opfer und Öffentlichkeit werden also von staatlichen und staatsnahen Stellen seit Jahren systematisch um ihr Recht auf Aufklärung, Transparenz, Genugtuung und Rechtstaatlichkeit betrogen.
Und nun empört man sich medial über rein seelische Verletzungen und tut damit so, als sei das schon das schlimmste in der deutschen katholischen Kirche Mögliche und Denkbare. Wenn das Befingern fremder Genitalien noch nach Jahrzehnten ein Recht auf Wiedergutmachung bedeutet, was verlangt dann die folglich unverjährbare sexuelle Körperverletzung durch Ärzte?
Durch die Opfer-Hinwendung schon bei relativ harmlosen Dingen suggeriert man einen medialen und staatlichen Gerechtigkeitssinn der bei schlimmeren Vergehen auch eine entsprechend rigorosere Intervention erwarten lässt. Tatsächlich ist es aber umgekehrt: Je harmloser das Vergehen, desto grösser die Empörung; je schlimmer das Verbrechen von Institutionen und Funktionsträgern, desto kollektiver wird es unter den Teppich gekehrt.