Zur
Zeit sind Geheimdienste, Verschwörungen und dergleichen in ungewohnt
zahlreichen Sendungen ein Thema im Fernsehen. Vermutlich weil sich Ende
Mai der Geburtstag des unter dubiosen Umständen ermordeten
US-Präsidenten John F. Kennedy jährt. Einige glauben an die
Einzeltätertheorie, andere an eine Verschwörung der Geheimdienste.
Ein
grosses Grundproblem bei all diesen Dingen scheint mir zu sein, dass
die Geschichte der Menschheit nicht nur länger, sondern auch komplexer
wird, also das "System" wird immer "erwachsener", immer mächtiger, immer
raffinierter, hingegen die potentiellen Gegner werden immer erst
geboren - und zwar in das System hinein - und müssen erst lernen, wie
die Welt funktioniert. Wie soll da potenter Oppositionsgeist
heranwachsen, der auch noch öffentlich wirksam werden kann?
Einerseits darf man
nicht die frischen Instinkte der Newbies unterschätzen, die unbefangener
komplexe Zusammenhänge erkennen, kategorisieren und abhaken können.
Anderseits können die Medien den jungen Leuten Verhältnisse als neu
verkaufen, die für Ältere ein alter Hut sind, wie die
Snowden-Skandalisierung gezeigt hat.
Wenn man sich TV-Dokus zu den
o.g. Themen anschaut, kommt natürlich die Frage auf, wo stehen die
Journalisten in dem Ganzen; können und wollen die überhaupt aufklären,
sind sie raffinierte Propagandisten, Instrumente, Werkzeuge des Systems,
oder subtile, vorsichtige Aufklärer?
Von Seiten der
Verschwörter wird gerne behauptet, die Verschwörung sei schon so gross
und komplex, man könne und dürfe die Restbevölkerung nicht mehr
aufklären, weil sonst alles zusammenbräche. Die Frage ist, ob das nicht
primär eine bequeme Schutzbehauptung zur Sicherung der eigenen
Herrschaft und Vermögensverhältnisse ist.
Selbst wenn man der
Meinung ist, die Herrschenden seien dazu verdammt, die Rolle geheimer
Hirten und Schäfer über die menschliche Nutztierherde zu behalten, so
sehe ICH als Mensch mich weder zur einen noch zur anderen Seite gehörig.
Weil die Herrschenden bösartig und skrupellos mich wie ein Versuchstier
behandelt haben, darum bin ich kein passiver Zuschauer zwischen den
Fronten oder Stühlen, sondern im aktiven Widerstand. Hier im Blog durch
Aufklärungs-Arbeit.
Das Problem bei diesen Dokus über geheime
Machenschaften ist tatsächlich jene berühmte Unterscheidung: Es gibt
Unwissen dessen wir uns bewusst sind, und es gibt Unwissenheit derer wir
uns nicht bewusst sind. Im Spielfim "Welt am Draht" sagen Konstrukteure
bzw Verwalter der simulierten Welt, die Angehörigen der simulierten
Welt könnten unmöglich erkennen, dass ihre Welt nur eine simulierte sei,
wenn nicht jemand aus der "Erschaffer-Welt" gepetzt (durchgestochen)
habe. Die Frage ist tatsächlich, können wir den Wert einer TV-Doku
ermessen, wenn wir nicht wissen, ob und was uns verschwiegen wurde?
Vielleicht ist es im Prinzip möglich, allerdings nur mit inneren
Einstellungen, die uns Zuschauern aber systematisch abdressiert werden.
Zwei Aspekte würde ich da hervorheben: In einer rosaroten, Bonbon bunten
Scheinwelt fällt es schwer, den Blick davon loszureissen und hinter
Vorhang, Mauern und scheinbar neutralen Maschinen bösartige Triebe und
Motive am Werk zu erkennen. Anders gesagt, solange Kühe, Schafe und
andere Tiere glauben, dass wir es gut mit ihnen meinen, lassen sie sich
von uns streicheln und bleiben innerhalb der Zäune und Mauern. Wüssten
sie hingegen, was wir letztlich mit ihnen vorhaben, würden sie
rebellieren. Also der eine Aspekt unseres Unwissen betrifft die Motive
und Triebe der Überwacher. Der andere Aspekt unseres Unwissens betrifft
die Machtmöglichkeiten, Technologien und den globalen Grad der
Vernetzung der Überwacher. Da kann nur der "gesunde Menschenverstand"
erkennen, wenn uns der Kreis / die Kugel nicht vollständig präsentiert
wurde. Wenn uns Kontrolle, Überwachung und Roboterhaftigkeit immer nur
als eine Sache von Computer, Kameras und Progammen präsentiert wird,
dann kommt man nicht so leicht auf die Idee, dass auch Biologie und
Medizin ungeheure Möglichkeiten bieten, Menschen zu überwachen und zu
Quasi-Sklaven zu machen. Das gehört vielleicht zu jener Art Unwissen,
welches einem schon durch seine permanente Ignorierung eigentlich
irgendwann auffallen müsste. Also es gibt regelrechte Lücken im Wissen,
die einem als Lücken auffallen könnten, wenn man nicht permanent
abgelenkt wäre. Das der Mond keine Scheibe, wie man ihn am nächtlichen
Himmel sieht, sondern eine Kugel ist, also eine Rückseite hat, das wird
einem vielleicht erst dann wieder bewusst, wenn man ihn sich mit Musse
etwas länger anschaut.