Eigenartig:
das Naheliegendste zum Thema wird nie erwähnt. Wohl jeder kennt den
Spruch, dass Leib und Seele durch Ernährung zusammengehalten werden.
Auch werden viele die Beobachtung intuitiv nachempfinden können, dass
Mensch und Tier, denen das Leben nicht mehr schmeckt, auch nicht mehr
essen wollen. Warum also wird zum Thema selbstbestimmtes, würdevolles
Sterben nicht darüber diskutiert, dass die Betroffenen sich etwa zu Tode
hungern oder fasten könnten, unter kontrollierten Bedingungen in
speziellen Hospizen oder sonstwelchen Einrichtungen. Also warum
verweigern Menschen, die sterben wollen nicht die Nahrungsaufnahme und
lassen sich selbst verhungern? Vermutlich weil sie dafür keine
geeigneten Wohn- und Umgebungsbedingungen haben und ihnen der Vorgang zu
unbekannt und heikel erscheint. Aber genau diese Probleme könnte die
Gesellschaft lösen. Warum tut sie es nicht? Vielleicht weil die
mächtigen medialen Meinungsmacher nicht wirklich eine Selbstbestimmheit
des Individuums wollen, sondern die Macht über Leben und Tod allein
der Ärzteschaft und dem Staat zuerkennen. Und man möchte wohl vermeiden, dass ein
Mensch während eines Wochen langen Hungerns vielleicht zu neuen Eindrücken und
Erkenntnissen gelangt und er sich vielleicht anders besinnt und wieder
leben möchte. Also diskutiert man in den Leit- und Massenmedien nur mit
Schlussstrich-Mentalität und geriert sich beschwert von der Last der
Verantwortung, die Macht der Ärzte und des Staat möglichst selbstbestimmt zu verteilen.