TV-Zapping in den Tagungs-Tagen, ich wundere mich über fast nur Ereignis lose Bilder über Demonstranten und Polizisten, anstatt gelungene Demonstrationen, konkrete Probleme oder über das eigentliche G-20 Geschehen zu berichten.
So zeigt etwa CNN Kamerfahrten aus der Perspektive eines Wasserwerfers und immer wieder live Minuten lang nur statische Situationen von Sitzblockaden und Polizisten im Hintergrund, während im Vordergrund eine Reporterin ihren Kopf ins Bild reckt und irgendwas Belangloses redet, und ich mich frage, worauf die eigentlich warten.
Aber es gibt auch Bilder von Wasserwerfern, die friedliche Menschengruppen wegspritzen als handle es sich um lästige Schädlinge.
Nach dem Ende von G-20 habe ich fast keinerlei Bilder vom eigentlichen Gipfel im Kopf, sondern nur mehr oder weniger sattsam bekanntes Demo-Geschehen.
Beispielhaft nehme ich mal die ARTE Reportage "Re: G-20".
Zuerst fällt mir ein Widerspruch auf: während in der Reportage von über 20 000 Polizisten gesprochen wird, höre und lese ich in den rein deutschen Medien immer nur von etwa 15 000 Polizisten im Einsatz in Hamburg beim G-20.
Die Frau, welche über ihr abgefackeltes Auto in Tränen verfällt, empfinde ich als egozentrischen Jammerlappen. Hat die nichts von den Chaos-Tagen in Hannover in den 90er Jahren, den Verhältnissen in Berlin insbesondere zum 1.Mai, von den Banlieu-Aufruhren in Paris und den vielen Clashs zu anderen Gipfeln mitbekommen? In welcher Welt lebt man da in Hamburg, vergleichen die ihre Stadt mit der Ruhe einer Beamtenstube? Nicht mißverstehen: Es ist ein riesiger Unterschied, ob ein Besitztum gezielt und vielleicht sogar immer wieder zerstört wird und damit ein Akt direkter Aggression gegen bestimmte missliebige Personen ist, um diese einzuschüchtern, oder ob man mit weiteren Betroffenen das zufällig und einmalige Opfer eines durchziehenden, randalierenden Mobs wird! Der G20-Gipfel war wirklich lange genug vorher angekündigt und sehr viele haben von großen Problemen gesprochen. Da hätten Anwohner ihre Autos von den Innenstadtstraßen mal für drei Tage weiter ausserhalb abstellen können.
Dann eine Fotografin, die cool und aus relativ sicherer Distanz und oft auch erst NACH dem Geschehen verwischte Wackel-Fotos macht, so als habe sie die Aufnahmen unter größter Lebensgefahr, Hektik und Streß gemacht. Während die Reportagemacher einen Narren an ihr gefressen haben, halte ich ihre Aufnahmen und ihre Praxis für demagogisch und Dünnbrettbohrerei.
Eine automobile ambulante Altenpflegerin, die ihre Patienten angeblich nicht mehr betreuen kann, weil deren Wohnungen in G20-Sperrgebieten liegen. Sie will dorthin fahren, als ein Polizeiposten den Kameramann auf ihrem Beifahrersitz entdeckt und fragt was das soll, gibt sie keine Antwort - und wird zurück gewiesen. Am nächsten Kontrollpunkt fragt sie nicht, ob sie durchfahren darf, sondern "darf ich hier nicht durch?" - sie legt den Leuten schon die Ablehnung in den Mund. Dann trifft sie auf eine Demonstration wo jemand eine Fackel trägt und ein paar Böller knallen, und eine unsichtbare Beifahrerin in ihrem Auto dreht durch und schreit, man solle sofort umdrehen - Panik, die angesichts der real sicht- und hörbaren Situation hysterisch erscheint. Irgendwann frage ich mich, warum der Pflegedienst nicht lange vor dem Gipfel sich um eine freie Zugangsmöglichkeit zu den eigenen Patienten in den gesperrten Gebieten gekümmert hat, etwa durch Besorgung von Passierscheinen oder dergleichen. Aber am Tag des Gipfels naiv hin zu fahren und dann überrascht sein, dass man nicht reinkommt, wirkt unglaubhaft, unprofessionell und irgendwie extra fürs Fernsehen inszeniert.
Dann eine private Videoaufzeichnung durch ein Fenster hinaus auf die Straße, wo eine Gruppe Vermummter ungehindert durchrennt und Autos anzündet. Will man uns erzählen dass man nicht jede Innenstadtstraße Hamburgs entweder durch Anwohner-Hotlines, (Hilfs-) Polizisten oder Kameras vor Ort, oder durch Drohnen, Satelliten oder Hubschrauber hätte überwachen können, die sofort Alarm schlagen, wenn dort ungewollte Dinge passieren?
Ist es unrealistisch anzunehmen, dass der Polizeistaat seine eigenen Interessen verfolgt, die nicht deckungsgleich mit denen einer linken Politik und einer "Willkommen, wir schaffen das"-Kanzlerin sind, und dass auch die Geheimdienste ihre eigenen Interessen und ihre vermummten Hooligans haben? Wenn Sicherheit nicht funktioniert dann gibt es danach nicht etwa Strafen und Kürzungen gegen Polizisten und Geheimdienstleute, sondern mehr Geld und noch mehr Freiheiten für die entsprechenden Organe. Das Hamburger Sicherheitsdebakel schadet Rot-Grün, dem Image der MultiKulti-Stadt Hamburg und der als von Rechten zu liberal empfundenen Kanzlerin, und dem Image Deutschlands als Globalisierungs-Paradies voller glücklicher, friedlicher Menschen, wie es etwa vom Deutsche Welle Fernsehen in alle Welt verbreitet wird. Rot-Grün hat versagt, weil es vor diesen heiklen Fragen den Kopf in den Sand gesteckt hat und lieber die "Ehe-für-alle" gefeiert hat, anstatt sich mit wirklichen und handfesten Problemen der Bevölkerung zu befassen.
Sattsam bekannt ist ja die ewig gleiche Leier nach mehr Geld und mehr Freiheiten für Polizei und Geheimdienste, und schärfere Gesetze gegen die bösen Linken und "Autonomen". Eine Todesspirale gegen Demokratie und Rechtstaat. Hat mal jemand darüber nachgedacht, wo das hinführt und endet, wenn das immer nur in diese eine Richtung geht?