Sonntag, 15. Juli 2018

Traniger Thilo Bode

Gerade habe ich ein bisschen im nicht ganz neuen Buch "Die Esssensfälscher", von Autor Thilo Bode, gelesen. Ich bin ja selbst auch ein Kritiker des exzessiven Raffinade-Zucker-Konsums, aber was der Autor im Kapitel "Wachstum der Grossen auf Kosten der Kleinen - die Zuckerlüge" gleich zu Anfang behauptet, scheint mir ein eklatanter Denk- oder Informationsfehler zu sein. Bode bezeichnet Zucker als Gewürz, was als Überspitzung in einem bestimmten verengenden Kontext ja vielleicht noch okay wäre, aber was er dann verzapft, ist hanebüchen:
"Auch wenn es die Zuckerlobbyisten predigen - der Körper braucht gar keinen Zucker. Hunderttausende von Jahren hat der Mensch fast nur von Eiweiss und Fett gelebt, weil er Kohlenhydrate vor der Erfindung des Ackerbaus nur selten aus Gräsern, Wurzeln, Früchten oder im Honig wilder Bienen fand. Der menschliche Organismus produziert den Zucker, den der Körper braucht, von selbst, ganz ohne die Hilfe von Nestle & Co."

Oha, ich hatte mich immer gewundert, warum der sympathische Thilo Bode irgendwie stets etwas tranig wirkt. Kein Wunder jetzt mehr, wenn er offensichtlich Früchte als etwas betrachtet, das der Mensch nur selten zu sich nehmen sollte, und statt dessen Fett und Eiweiss die Basis seiner Ernährung bilden.
Vielleicht sollte ihm mal jemand sagen, dass der Mensch nicht von Eskimos* abstammt, sondern die Wiege der Menscheit mutmasslich im sonnig-warmen NordAfrika oder OstAsien stand, also dort, wo seit Urzeiten zuckersüsse Datteln, Feigen, Bananen, Kokosnüsse, Orangen und Zuckerrohr zu den Grundnahrungsmitteln der Bevölkerung zählen, die bekanntlich nicht nur noch nicht ausgestorben ist, sondern sich grösserer Fruchtbarkeit erfreut, als die europäische. * Eskimo ist laut MS Encarta Enzyklopädie 2005 KEIN diskriminierender Begriff. Das Wort Inuit bezeichnet nur eine bestimmte Gruppe unter den Eskimos, taugt also nicht als vermeintlich politisch korrektere Alternative.