Ich hatte mich schon seinerzeit gewundert, als das NDR-Medienmagazin ZAPP eine Kundenzeitschrift lobte - noch dazu völlig kritiklos ("Keine Schleichwerbung", "Seriöse Titel", "Ausgewogen"). Nicht die Bäckerblume, die zahlt wahrscheinlich zu wenig, sondern die Apotheken-Umschau. Medizin ist per se ein Bereich schwerwiegender Eingriffe in menschliches Leben, durch fremde Hände. Also ein brisanter, sensibler Bereich. Darum fand ich die kritiklose Lobhudelei von ZAPP auf die Apotheken-Umschau durchweg widerlich und hatte schon seinerzeit ein Posting dazu verfasst.
Nun hat das ZDF-Magazin Frontal21 investigativ recherchiert, dass auch die Apotheken-Umschau korrupt ist, indem sie verbotenerweise Pharma-Werbung als redaktionelle also unabhängige Information tarnt. Aufgrund riskanter Arzneimittel hat es bereits Todesfälle gegeben. Ein Witwer wirft der Apotheken-Umschau sogar eine Mitschuld am Tod seiner Frau vor. Demnach wäre auch ZAPP mitschuldig, weil die verantwortlichen Journalisten-Darsteller mutmasslich geldwerte Vorteile für ihre völlig kritiklose Lobhudelei bekommen haben und womöglich bei kritischen Zuschauern dann ein kritikloseres Lesen der Apotheken-Umschau bewirkt haben - schliesslich wurde das Blatt vom scheinbar seriösen NDR empfohlen.
Scheinheilig zitiert ZAPP nun die aktuelle Reportage von Frontal21, tut so als setze man sich genauso kritisch mit solchen Kundenblättern auseinander. Dabei unterschlägt ZAPP jeden selbstkritischen Hinweis auf die eigene journalistische Fehlleistung.