Die aktuelle Weltwirtschaftskrise wurde bekanntlich vor zwei, drei Jahren durch das Platzen der US-Immobilien-Blase ausgelöst; viele Mittelschichtler konnten ihre Hypotheken nicht zurückzahlen. Jedoch was wirklich dahinter steckte, erfuhren wir hier in Deutschland aus den Leit- und Massenmedien jedenfalls nicht.
Zufällig bin ich eben erst im Bonusmaterial des DokuTainment-Films SiCKO von Micheal Moore auf interessante Details gestossen, die bislang wenig öffentlich verbreitete Ursachen für das US-Immobilien-Desaster nennen. Interview mit Elizabeth Warren, Rechtsprofessorin der Harvard Law School:
Die Daten waren wie ein Schlag mit der gusseisernen Bratpfanne. Die Familien gehen Pleite aufgrund von Arztrechnungen! Klar? Die Hälfte der Familien, die letztes Jahr Privatinsolvenz anmeldeten, taten das nach einer ernsthaften Erkrankung. Doch jetzt kommt die Erkenntnis, die mich umgehauen hat: 75% der Familien, die nach einem medizinischen Problem insolvent wurden, waren krankenversichert! Sie hatten sich in jeder Hinsicht an die Regeln gehalten: Gute Ausbildung, guter Job, Haus gekauft, Versicherung abgeschlossen. Doch das System ist so schlecht konstruiert, was die enormen Rechnungen angeht und die eher geringe Absicherung. Die Leute, die wir befragten, hatten zum Teil eine zweite Hypothek auf ihr Haus aufgenommen, um eine Operation zu bezahlen. Viele von ihnen hatten 40 000 oder 50 000 Dollar Kreditkartenschulden gemacht, um ihre Behandlungen und Medikamente bezahlen zu können. Es hatten sich so viele Rechnungen angesammelt, dass sie alles verlieren würden. Sie konnten die 2. Hypothek nicht bezahlen.
Es gibt ein hohes Mass an finanzieller Not, dass wir amerikanischen Familien der Mittelschicht auferlegt haben. Und diese finanzielle Not rührt daher, dass die Leute krank werden. Sie laufen jetzt Gefahr, alles zu verlieren. Auch den letzten Cent. Das Leben, das sie mal kannten, gibt's dann nicht mehr.
Die Botschaft spricht sich herum: Niemand ist wirklich sicher. Bis auf die Multimillionäre ist niemand wirklich sicher.
In einer öffentlichen Veranstaltung mit Politikern und Bevölkerung bringt Michael Moore es nochmal auf den Punkt: Arztrechnungen sind der häufigste Grund für Privatinsolvenzen in den USA. Arztrechnungen sind auch die häufigste Ursache für Obdachlosigkeit in den USA.
Unglaublich aber wahr: Zu den Auslösern und Gewinnern der aktuellen Wirtschaftskrise gehört also auch das kranke US-Medizinsystem (das deutsche nimmt die gleiche Richtung), das total auf Privatisierung setzt, wobei die Tatsache, dass Millionen Amerikaner gar nicht krankenversichert sind, keine oder eine untergeordnete Rolle spielte. Somit wird Obamas Gesundheitsreform, wenn sie im Wesentlichen nur die Krankenversicherung für bislang unversicherte Bürger beeinhaltet, keine Verbesserung dieser Situation bringen.
Auch hier in Deutschland steigen die Rechnungen für Patienten sowie Beitrags- und Steuerzahler. Grade hat die Politik den Ärzten wieder mehrere Milliarden Euro mehr zugeschanzt, die Krankenkassenbeiträge steigen, die Zuzahlungen für Patienten steigen, immer dreister und skrupelloser werden Patienten zu Privatabrechnungen gedrängt und Behandlungen und selbst Untersuchungen werden vergweigert. Das Geld der Verlierer der Weltwirtschaftskrise haben also insbesondere auch die Ärzteschaft und die Pharma-Industrie! Die lachen sich in ihre Fäuste und danken den Medien, dass diese mit dem Finger immer nur auf die Bänkster zeigen.