Neulich Abend lief im WDR-TV eine Sendung mit dem scheinheiligen Glücksklee-Vertreter Eckhard von Hirschhausen und dem Physik-Kabarettisten Vince Ebert, die dafür bezahlt wurden, dem Publikum zu verklickern, die Reichen seien gar nicht so reich, und die Armen gar nicht so arm, wie manche böse Menschen gerne behaupteten.
Der Herr Ebert nahm den Musiker Herbert Grönemeier aufs Korn, weil der als Reicher gefordert hatte, die Reichen stärker zu besteuern. Anhand einer Zeichnung versuchte Ebert klar zu machen, dass die Phrase "Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander", angeblich nichts darüber aussage, ob es den Armen besser oder schlechter gehe. Seine Zeichnung zeigte, egal in welch astronomische Höhen die Saläre der Medien-Millionäre steigen, wenn auch die Einkommen der Armen ein bisschen mitsteigen, sei trotz auseinander klaffender Schere allen gedient.
Er hatte dabei nur leider unterschlagen, dass in dem Fall andere Menschen die Zeche zahlen, die ausserhalb der untersuchten Gesellschaft leben - wie beispielsweise die Griechen, oder minderjährige Kinder in Asien, die für einen Hungerlohn als Kinderarbeitssklaven jene Klamotten nähen, die wir dann zu einem Spottpreis hier kaufen können, oder Kinder in Afrika, die dabei krank werden, wenn sie unseren giftigen Elektroschrott verwerten, weil wir uns das Geld für eine geregelte Entsorgung sparen - das haben solche verlogenen, scheinheiligen Geldsäcke wie Hirschhausen und andere Medien-Promis. In dem Fall treten dann sicher Hirschhausen und Ebert für gutes Honorar vor Fernsehkameras und bitten um eine Patenschaft für ein indisches Kind, dass aus einer Textilfabrik befreit werden konnte und nun ein paar Euro für Ernährung und Schulbücher braucht.
In der Sendung trat auch ein Finanzexperte auf, der über Reichsein philosophierte. Der meinte u.a. gemeinhin gelte im Volksmund als reich, wer über 1 Million Euro verfüge, aber tatsächlich sei man eigentlich erst dann reich, wenn man von der Rendite seines Vermögens entspannt leben könne, also ab etwa 30 Mio Euro!
Wenn ich das mal vorrechnen darf: Vor paar Jahren lag die Verzinsung für soetwas risikoloses wie Bundesschatzbriefe langfristig bei etwa 5 %, und auf Tagesgeldkonten bei rund 2,5 %. Vermutlich ist eine Verzinsung von 3% auf 1 Mio Euro langristig ein realistischer Wert. Das sind dann pro Jahr 30 000 Euro. Macht pro Monat 2500 Euro, was 5000 DM waren. Für Nichtstun, und unabhängig von irgendwelchen Sozialbehörden sein! Und das soll nicht zu einem entspannten Leben reichen? Der Experte sprach von 30 Mio Euro. Das sind pro Monat 75 000 Euro Rendite. In solch entspannten Geld-Sphären also leben TV-Kabarettisten. Wahnsinn.