Samstag, 9. November 2019

Pakt gegen Einsamkeit

Anstatt aus zweifelhaften Gründen gegen Einzelmenschen zu nölen, sollten jene Funktionsträger, die sich zum Thema Einsamkeit äussern, sich an der Sache orientieren.

Der beste Weg, Einsamkeit zu minimieren, scheint mir die Schaffung von kostenlosen Begegnungsmöglichkeiten.
Wenn heutzutage die einzigen sozialen Kontakte nur noch beim Einkaufen gehen existieren, wie erbärmlich ist das denn? Oder wenn man zum Leute gucken und kennen lernen sich kostenpflichtig in die Gastronomie begeben muss.

In Städten und Stadtteilen fehlen häufig zentrale, öffentliche, attraktive Begegnungsplätze, womöglich überdacht und mit umsonst-und-draußen-Musik über die gesamte Sommersaison, wo sich Jung und Alt aller sozialen Schichten begegnen können, wo viele Aktive ihr Hobby öffentlich ausüben können, zur Freude von Zuschauern. Solche Begegnungsplätze in der Stadt würden keine Einsamkeit aufkommen lassen und auch die verlorene Attraktivität von Innenstädten wieder zurück gewinnen.
Das Geld für solche Grundlagen ist sicherlich besser angelegt, als für irgendwelche aufgepropften Maßnahmen mit sozialen Fachleuten, die gezielt Einsame ansprechen und einsammeln und Therapieangebote unterbreiten sollen oder ähnlicher Quark aus Politiker- und vermeintlichen Fach-Hirnen.
Vermutlich werden durch o.g. Begegnungsmöglichkeiten dann sozial aktivierte Menschen dies z.T. weitergeben an jene Einsamen, die nicht mehr so beweglich sind und tatsächlich nur noch beim Einkaufen soziale Kontakte haben.

Eine weitere Möglichkeit soziale Kontakte zu fördern, könnten die guten alten Schwarzen Bretter
sein, wo kostenlos Angebote und Nachfragen jeglicher Kategorien angeheftet werden könnten.

Solche eher kleinen Pinwände hängen heute im Eingangsbereich von Supermärkten, sind also Sonntags und Nachts nicht zugänglich, ziemlich klein und inhaltlich gefiltert.
Auch die virtuellen Marktplätze im Internet stellen diverse Filter dar, denn sie schließen viele aus und weil es mehr als einen gibt, ist auch das ein Filter.

Moderne Schwarze Bretter könnten etwa vor Bahnhöfen oder in Fußgängerzonen stehen und mehrere Meter lang sein. Sie wären rund um die Uhr und sieben Tage die Woche zugänglich.
Real in der Stadt könnten sie selbst schon Tummelplatz vieler Menschen sein, die dort lesen oder einen freien Platz für ihr Inserat suchen.
Mal angenommen 100 Leute surfen im lokalen eBay nach unterschiedlichen Dingen; Partnerschaft, Job, Wohnung, usw.. Beim Surfen weiß keiner vom anderen, jeder bietet an oder sucht für sich allein. Das gleiche bei einer Kleinanzeigen-Zeitung, wie früher "Der Heiße Draht".
Anders aber ein Schwarzes Brett; wenn dort 100 Leute stehen, die das Brett nach für sie interessanten Inseraten oder einem freien Platz für ihr eigenes Zettelchen durchsuchen, kommt unter den Suchenden bestimmt das eine oder andere Gespräch zustande, vielleicht auch die eine oder andere Geschäfts- oder andere Beziehung. Wichtig ist eben häufig, einen Gesprächseinstieg zu finden, und der findet sich bei solchen konkreten Anlässen leichter, als ihn aus der Luft zu greifen, nur weil man eine Person sieht und gerne näher kennen lernen möchte.
Aber solche Angebote fehlen, weil vermutlich niemand außer den Nutzern davon profitieren würde. Dagegen im Internet sind Schwarze Bretter wahre Daten-Fundgruben für die Betreiber der Seiten.

Die Verantwortlichen müssen sich entscheiden: Wirklich jedem Internet-Entrepreneur und Datensammler einen Profit garantieren, auf Kosten sozialer Verwerfungen in der Bevölkerung. Oder konsequent das Wohl der Gesellschaft verfolgen und wer in den freien Lücken Geld verdienen will, darf das dann gerne tun.

Um Vandalismus zu begrenzen, müsste man die Pinwand vielleicht irgendwie so überwachen, dass Diskretion also Datenschutz gewährleistet ist, aber Täter dennoch leichter zu finden sind. Vielleicht Kameras nur von seitlich der Pinwand, die Inserate könnten nicht gelesen werden, Gesichter werden nicht frontal erfasst, aber zerstörendes Verhalten und seine Verursacher könnten doch einigermaßen erkannt werden.