Montag, 30. Januar 2023

Zwei alte aber nicht minder aktuelle BlogTexte von mir

Die Möglichkeiten einer menschlichen Insel

Wer allein ist, ein Eigenbrötler, Einzelgänger, Individualist, dem zeigt die Macht Seiten von sich, wie sie sich niemals einer Gruppe gegenüber offenbaren würde. Das scheint eine Grundregel des Lebens zu sein: je mehr Publikum, desto mehr herrscht Verschlossenheit, am Vertraulichsten ist man zu Einzelpersonen. Die Macht funktioniert offenbar ähnlich. Also wer Informationen auf freiwillige Art bekommen will, muss allein sein. Aber weil das niemand sein will, bekommt niemand wirklich relevante Informationen. Es sei denn er geht zum Gegenteil über und wird willentlicher, aktiver Teil einer SO grossen & mächtigen, also skrupellosen, Gruppe, dass er an Informationen herankommt, die nicht freiwillig preisgegeben werden. In der Mitte zwischen beiden Extremen fliesst der ahnungslose Mainstream. Das Problem des wissenden Einzelgängers ist es nun, eine informationelle Brücke zum Mainstream zu schlagen, also einen Informationsfluss vom Individuum zur Masse zu ermöglichen. Was schwierig ist, weil Einzelgänger per se wenig Ansehen beim Mainstream geniessen.


Was bedeutet?: eine Sau durchs Dorf jagen

Scheinbar meint es lediglich, ein Thema oder eine Person von allen Medien und von allen Seiten öffentlich zu entblössen, weshalb die betroffene Person eine arme Sau ist. Aber woher stammt obige Redewendung und was bedeutet sie ursprünglich?

Sie verweist wohl auf eine weit zurück liegende Vergangenheit, als es noch keine Massentierhaltung und keine Schlachthöfe gab, sondern noch richtige Bauern mit nur einem oder ein paar Schweinen, und den Dorfmetzger. Man kann wohl annehmen, dass zumindest der Bauer nicht im Dorfzentrum seinen Hof hatte, sondern am Rande oder vor dem Dorf. Und der Metzger mit seinem blutigen Handwerk und den quickenden, brüllenden, schreienden Tieren bei der Schlachtung war wohl auch nicht so gut im Zentrum des Dorfes aufgehoben. Und damit die Tiere des Bauern nicht jeden Tag hören und riechen können, was auch ihnen eines Tages bevorsteht, wird der Metzger seinen Laden wohl am gegenüberliegenden Ende des Dorfes eingerichtet haben. Zwischen Bauer und Metzer lag also das Dorf. Wenn ein Schwein schlachtreif war, musste es zum Metzger. Ein Halsband konnte man dem Tier ohne Hals nicht umlegen, und die Ehre es wie einen Delinquenten zum Schafott auf einem Pferdeanhänger zu transportieren wollte man ihm vielleicht auch nicht erweisen, zudem wird das Fleisch womöglich zarter, wenn das Tier sich zuvor noch ein bisschen bewegen kann. Weil der Bauer das Schwein nicht alleine zum Metzer treiben konnte, mussten die Leute aus dem Dorf helfen - wahrscheinlich die weniger zart besaiteten. Also wurde unter dem Brüllen und Johlen der Dörfler als Treiber das Schwein vom Bauern zum Metzger getrieben, wo es dann geschlachtet wurde.

Daher bedeutet die heute gerne und oft gebrauchte Redewendung: Eine Sau durchs Dorf jagen, für all jene Menschen, die von den Sozialen und Massen-Medien gnadenlos gejagt werden, indem deren Privatheiten, Intimitäten und Besonderheiten der Öffentlichkeit zum Frass vorgeworfen werden, so wie das Fleisch des geschlachteten Schweins, den sozialen Tod der Betroffenen. Das am Ende der Medienhatz, also des sozialen Todes der betroffenen Personen, auch der physische Tod stehen kann, zeigt u.a. das jüngste Beispiel Amy Winehouse, die von den Medien über Jahre durchs mediale Dorf getrieben wurde. Am Ende einer englischen Biografie über sie heisst es, sie bleibe unter dem Mikroskop der Medien, wie ein sich windender Käfer. Und bekanntlich sind Objekte unter dem Mikroskop entweder schon zu Beginn oder spätestens am Ende der Untersuchung tot.