Bei mir gab es 1993 einen sexuell-medizinischen Mißbrauchsfall im katholischen Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in München.
Ich machte 1997 eine Strafanzeige beim Landgericht Münchhen I. Der Staatsanwalt wollte aber partout keine körperliche Untersuchung veranlassen, sondern begnügte sich mit einer forensischen Begutachtung des vom Täter erstellten OP-Berichts.
Über meine Krankenversicherung versuchte ich auf anderem Weg eine körperliche Begutachtung zu bekommen.
Im Frühjahr 2000 wurde mir dann von meiner Krankversicherung über die Hamburger Begutachtungsfirma ImPat des bekannten Hamburger Patientenanwaltes Wilhelm Funke eine einzige Begutachtungsstelle genannt, wo ich einen Termin machen sollte: Das katholische Krankenhaus in Herne.
Meine Befürchtung der Befangenheit hatte ich bei ImPat angesprochen, aber dort wiegelte man ab.
Ich dachte, schlimmer kann es eigentlich nicht werden, lieber ein Versuch zuviel, als einer zu wenig, blieb aber sehr skeptisch.
Wie erwartet, war die Untersuchung im Juni 2000 eine Farce, ein Fake, eine Verarschung - und ein erneuter Anschlag auf meine Gesundheit.
(Einige Zeit später hörte ich in einer Radiosendung ein Bänkellied über den Gevatter Tod der gerne in Herne ist.)
Nachdem ich das Gutachten im Detail argumentativ zerlegt hatte, meinte meine Krankenversicherung, sie würden eine weitere Begutachtung finanzieren, wenn ich selbst einen Gutachter fände, aber ich müsse dem Gutachter die Beteiligung meiner Krankenversicherung verschweigen.
Sprung in die Gegenwart:
Anläßlich meines, wegen der in einigen Wochen endenden 30 jährigen absoluten Verjährungsfrist, erneuten Versuchs, von der Katholischen Kirche dann endlich doch noch eine finanzielle Kompensation für das sexualisierte Medizinverbrechen zu bekommen, schließlich kann dessen Anerkennung dann keinerlei Gerichtsverfahren mehr starten, habe ich mich wieder mit einigen Eckpunkten seiner Aufarbeitungsgeschichte befaßt.
Ich googlete nach Patientenanwalt Wilhelm Funke und seiner Gutachterfirma ImPat.
Zu meiner großen Überraschung lese ich, daß der umtriebige Patientenanwalt Funke, wenige Wochen nach meinem Begutachtungsdesaster, im September 2000 mit nur 53 Jahren plötzlich in seiner Kanzlei bei der Arbeit verstorben war.
Er war bundesweit bekannt und wurde in das "Who is Who" aufgenommen, aber mysteriöserweise es gibt keinen Wikipedia Artikel über ihn, und nirgendwo findet sich ein Hinweis auf seine Firma ImPat, außer kurz in einem Zeitungsartikel.
Immer wieder festzustellen: Was Medizinverbrechen der Gegenwart in diesem Land anbelangt scheinen ganze "Blitzdings", Gedächtnis- und Speicher-Löschtrupps überall unterwegs zu sein - spezielle Tatort-"Reiniger" und Zeugen-Beseitiger.
Die Zeitung Die Welt meint am Ende eines langen Kommentars zu Funkes Tod, daß ihm nun wenigstens die Leiden seiner Patienten erspart blieben. Wie zynisch.
Oder sie meinen, irgendwann braucht jeder einen Arzt, und wenn ein Patientenanwalt zum Arzt muß, wird es für ihn vielleicht besonders gefährlich, sprich: Kunstfehler mit Absicht.
Was mich an eine launige Bemerkung des Arztes und zeitweiligen Talkmasters von Hirschhausen erinnert, der meinte mal in seiner TalkShow, der Komiker Mario Bath sei ja bekanntlich kürzlich an den Stimmbändern operiert worden, und fügte launig hinzu, da habe sich der Arzt vielleicht auch gefragt, ob sich ein Kunstfehler lohne.
Erschreckend, in welchen Kategorien Ärzte denken - und handeln.
Streiter für Patienten - taz.de