In der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) wird den Lesern zeit 2008 unter dem Namen "Weltempfänger" vier Mal im Jahr eine besondere Bücher-Empfehlungsliste geboten:
"Hinter der Bezeichnung «Weltempfänger» steckt nicht etwa ein Radioprogramm, sondern eine Empfehlungsliste für deutschsprachige Leserinnen und Leser. Das Projekt wurde im Jahr 2008 von der Organisation Litprom lanciert, die sich die Förderung der Literaturen aus Afrika, Asien und Lateinamerika aufs Banner geschrieben hat. Sie arbeitet dabei mit dem deutschen Auswärtigen Amt und der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia zusammen. Aufgenommen werden Bücher, die in deutscher Übersetzung vorliegen.
Man arbeitet also mit deutschen Auswärtigen Amt zusammen: Von Oben betreutes Lesen. Vielleicht auch darum gibt es in keiner der inzwischen zahlreichen Listen keine einzige Buchempfehlung aus den grade hochaktuellen Revolutionsländern Nordafrikas: Kein Buch aus Ägypten, keines aus Tunesien, keines aus Libyen, dem Yemen oder Jordanien, obwohl es dort überall schon seit Jahren in der Bevölkerung gebrodelt haben muss. Eines aus Algerien - natürlich Islam-kritisch - ein Land, von dem Scholl-Latour kürzlich sagte, dort hatte die islamische (nicht islamistische!) Heilsfront vor einiger Zeit nach grossem sozialen Engagement und Basisarbeit dann in demokratischen Wahlen einen überwältigenden Sieg errungen, wurde aber vom Militär von der Macht geputscht. Offenbar wird also auch mit Bücherempfehlungslisten der "freien Presse" Politik von Oben gemacht. Gefühlt gibt es zig Buchempfehlungen aus Argentinien. Was das wohl zu bedeuten hat.