Warum Frau Schwarzer, die ja so gerne psychologisiert, sich bei Kachelmann noch nicht gefragt hat, wie dessen Erscheinungsbild, dass ja seit seinem Einstieg als Wetterfrosch vor vielen Jahren bei der ARD, in den letzten Jahren immer verwahrloster wirkte, zu erklären sein könnte, finde ich bemerkenswert. Mir jedenfalls war Kachelmanns zunehmend verwahrlost wirkendes Äusseres aufgefallen und ich hatte spekuliert, ob er das selbst auch wahrnimmt und toleriert oder ob es gar absichtlich geschieht. Wir wissen ja, dass Leute durch ihr verändertes Äusseres ihre Distanz zu ihrem beruflichen oder privaten Umfeld zum Ausdruck bringen. War Kachelmann von dem was da in den Sendeanstalten ablief angewidert und hat das mit seinen ungepflegt wirkenden Äusseren zum Ausdruck gebracht? In einigen Texten über ihn hiess es, er habe über alle Kollegen hergezogen, an niemandem ein gutes Haar gelassen. Aber vor allem passt so ein verwahrlostes Erscheinungsbild nicht zu dem Image als Frauenheld, der nicht genug kriegen kann. Es heisst doch, wenn Leute in einer festen Beziehung sind, lassen sie sich gehen. Hat Kachelmann also mit seinem schäbigen Aussehen unbewusst die Frauen abschrecken wollen, weil es ihm zuviel wurde?
Als seine Verhaftung publik wurde, dachte ich leichthin, das sei wohl das letzte Mittel der Sendemächtigen, um den Mann zu einem gepflegteren Erscheinungsbild zu motivieren (wie man sieht, hat das ja geklappt). Später, als klarer wurde, dass es wirklich ernst wird gegen ihn, kam mir dann der Gedanke, dass man ihn vielleicht wieder stärker an das System binden will, von dem er sich augenscheinlich zunehmend distanziert hatte: Die Medien. Vielleicht spielen die Mächtigen so eine Art good-guy-bad-guy-Spiel: Die böse Justiz nimmt ihn hart ran, und die guten Medien retten ihn daraus; sodass er sich ihnen gegenüber wieder loyal zeigt. Aber so wie es aussieht, will man ihn fertig machen, ihn ein für alle mal für das Fernsehen unmöglich machen, ihm möglichst viel seines in Deutschland erworbenen Reichtums wieder abnehmen (dadurch dass er sich viele Promi-Anwälte nehmen muss) und sich für die Schmach rächen, die ein schweizer Casanova so vielen deutschen Frauen angetan hat. Während jedem deutschen Mann regulär nur eine einzige Frau zusteht und ihm zugeteilt wird, kommt so ein schweizer Don Juan daher und benimmt sich hier wie der Fuchs im Hühnerstall. Das gucken sich unsere frauenbeschützenden Machos in Geheimdienst, Polizei, Justiz und Medien nur so lange an, wie es ihnen selber Spass macht. Und tatsächlich; die Mannheimer Justiz hat sich derart in Kachelmann verbissen, ignoriert das ihn Entlastende und zieht den Prozess in die Länge, dass man hinter dem Ganzen eigentlich nur noch die Geheimdienste vermuten kann. Ich vermute, Kachelmann ist den "verborgenen Händen" zu eigenständig und zu distanziert geworden, hat das hiesige Machtsystem in den Sendern zunehmend durchschaut und verachtet und hat sich dennoch überall die Rosinen rausgepickt. Womöglich bestand auch die Gefahr, dass dieser Geheimnisträger sich nach Kanada absetzt, ins gelobte Land der Freiheit. Irgendwann ist den Mächtigen dann die Hutschnur geplatzt und als genügend Leute den Daumen runter gemacht hatten, wurde eine breite Kampagne gegen ihn gefahren: Medial alle seine privaten Geheimnisse in die Öffentlichkeit zerren, seinen Ruf ruinieren, seine Freundinnen gegen ihn mobilisieren, seine Senderkarriere für immer beenden, ihn zwingen sein Vermögen für einen Haufen teurer deutscher Anwälte auszugeben - kurz: der Mann soll wohl so klein und mittellos wieder in die Schweiz zurück, wie er nach Deutschland gekommen war.