Jeder Spielfilm ist eigentlich eine Art Frankensteins Monster. Wohl nichts und niemand ist aus derart vielen unterschiedlichen Einzelteilen zusammengeschnippelt, wie ein Spielfilm. Der Cutter im Schneideraum ähnelt dem Chirurgen im OP-Saal, der seine Anweisungen vom Regisseur bzw vom Professor Frankenstein bekommt, der als Akademiker mit zwei linken Händen nicht selbst Hand anlegt, sondern dem Cutter / Chirurgen über die Schulter schaut und das Endergebnis bestimmen will, welches dann aus einer mehr oder weniger gelungenen Mischung aus Theorie und Praxis besteht. Mit der Erstvorführung bzw Erstausstrahlung des Films verlässt quasi das Monster die Klinik. Insofern könnte man sagen, Filmfestspiele, wie etwa die Berlinale oder jetzt aktuell Cannes, sind quasi ein Massen-Release filmischer Monster, die gegen einander konkurrieren, aber irgendwie auch gemeinsam auf die Menschen losgelassen werden, während die vielen Doktor Frankensteins, also die Regisseure, am langen Tisch der Pressekonferenz sitzen und ihre Monster vorstellen.
Wie sagte mal jemand: Jede Hochkultur basiert auf irgend einer Art von Grausamkeit und Verbrechen. Dieser Globus ist eine leuchtende Kugel voller Hochkultur, aber auch ein Planet der Affen.