In den USA werden mittels Opioiden die körperlich Leidenden liquidiert - und auch bei uns steigt der Druck, entweder ein gut gelauntes Smiley-Mitglied unserer Meriten- und Loyalitäts-Gesellschaft zu sein - oder zu verschwinden - sei es hinter vier Wänden, ins Ausland, oder ins Jenseits - Hauptsache aus dem Sicht- und Wahrnehmungsbereich. Das geht sogar so weit, daß leidende Überwachte, die weder ihr Leiden ablegen, noch sich gegen die Überwachung wehren können, nicht etwa in Ruhe gelassen werden, weil die Überwacher das Leid der Überwachten nicht mehr sehen wollen, sondern die Überwachten werden getrieben, entweder gute Mine zum bösen Spiel zu machen, oder sich einen Strick zu nehmen. Leidende Menschen scheinen ein ständiger Vorwurf an die Mitmenschen zu sein, daß irgendwas falsch läuft in der Gesellschaft. Um diesen Eindruck zu verhindern, wird nicht etwa versucht, Leid zu verhindern oder zu lindern, sondern die Leidenden sollen verschwinden.
Was die Obrigkeit nicht daran hindert, Obdachlose im öffentlichen Raum der gesamten Innenstadt zu verteilen, als false balance, um psychischen Druck auf die Passanten auszuüben.
False Balance deswegen, weil es zwar viele Obdachlose gibt, aber das Problem im öffentlichen Raum eigentlich vermeidbar wäre - also niemand müßte im Eingang von Karstadt oder Jack Wolfskin sich mit Schlafsack und seinen halben Hausstand wohnlich einrichten, wenn der Staat ihm eine kleine Holzhütte oder Wohncontainer in zumutbarer Umgebung anbieten würde - eine Win-Win-Situation: Der Obdachlose hat einen legalen, sicheren Schlafplatz für sich allein, die Stadt ein gepflegtes Stadtbild.