Freitag, 6. Oktober 2023

Ich beschäftige mich gerne mit Marina Weisband, aber ich bin in einigem etwas anderer Meinung als sie ;-)

So beklagt sie aktuell etwa immer noch als einziges oder als Hauptproblem für die Ukraine, daß unser Kanzler zu zögerlich bei Waffenlieferungen an die Ukraine sei. Das viel größere Problem, daß der Ukraine jene Menschen ausgehen, welche die Waffen bedienen müßen, also die Soldaten*innen, wird von ihr gänzlich ignoriert, also wir wissen nicht, woher neue Soldaten*innen kommen sollen. Des weiteren ignoriert sie die Tatsache, daß Deutschland schon vor dem Ukrainekrieg wenig Geld für sein Militär ausgegeben hatte und über die nicht vorhandene Wehrhaftigkeit der Bundeswehr bekanntlich viele Witze kursierten. Warum die Ukraine ausgerechnet auf das deutsche insuffiziente und kaum praxiserfahrende Militärwesen angewiesen sein soll, bleibt Marinas Geheimnis.

Sie fordert, die Ukraine müße schnell gewinnen, brauche als schnell ganz viele Waffen. Wie das gehen soll bei nicht durchweg Russland feindlichen bzw Ukraine freundlichen Transitländern und ohne daß die NATO als Kriegspartei in den Krieg hineingezogen wird, bleibt ebenso ihr Geheimnis. Im Übrigen gilt es fast als Konsens, daß Russland noch gar nicht richtig mit dem Krieg angefangen hat.

Was Marinas Forderung an ihre Fans & sonstiges Publikum angeht, von xTwitter wegzugehen, so ist zu fragen, warum sie selbst dann noch dort ist. Auch die von ihr beklagten nicht funktionierenden Links nach draußen, klappen bei ihrem Account reibungslos - wenn sie nicht selbst Fehler macht.
Im Übrigen teile ich nicht ihre Meinung, daß man als Linker dort im Haus eines faschistischen Hausherren auf verlorenem Posten steht. Wenn sogar die französische Resistance im 2. Weltkrieg in dem von Nazis besetzen Frankreich geblieben ist, um auf Leben & Tod zu kämpfen, dann sollte uns ein verbaler Kampf auf Twitter wohl nicht schrecken. Wie sagen manche gerne: Die Wahrheit setzt sich immer durch. 

Marina Weisband behauptet, im quasi Wohnzimmer des Hausherren könne niemand dem Hausherren Kontra geben. Sie unterschlägt dabei vielerlei - zB daß man etwa auf Mastodon vom Wohl und Wehe eines einzelnen Admins abhängig ist. Wenn der oder die einen nicht haben will, gibt es genug Möglichkeiten, jemanden abzuservieren, also von Mastodon zu vertreiben bzw gar nicht erst dort landen zu können. Anders als auf Twitter kann man dafür keinen allseits bekannten Buhmann verantwortlich machen, denn die Mastodon-Admins sind weitgehend unbekannt. Obendrein sind die einzelnen Admins etwaigen geheimmen Weisungen von hinter den Kulissen viel mehr ausgeliefert, als ein großer Dienst wie Twitter mit einem weltberühmten Hausherren.
Zudem finde ich es widersprüchlich, bezüglich Twitter allein von zahlenmäßigen Machtverhältnissen zu reden, aber außerhalb von Twitter auf die Macht des Wortes zu setzen - oder scheint das nur so, und die angeblichen Kämpferinnen des Wortes verwenden hinter den Kulissen ganz andere Machtmittel?


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