In der
o.g. Sendung vom 19. Juni wird es zur Normalität erklärt, dass fast jeder Künstler psychische Probleme zu haben scheint, gar krank ist.
Zahlreiche Musiker werden vorgestellt, die sich bereits mit psychischen Problemen, Störungen, gar Krankheiten öffentlich geoutet haben. Ganz groß wird von der Sendung aufs Schild gehoben, dass es keine Schande sei, psychisch krank zu sein und sich Hilfe zu holen.
Ich finde, es ist keine Schande, aber es wäre besser, eine Problemlösung ohne Medizinsektor zu finden. Demokratisches Ziel muss es mE immer sein, die Selbstständigkeit des Individuums zu fördern. Medien, die das vermeiden, sind hier das Ziel meiner Kritik.
Nach der Pathologisierungs-Orgie wird dann anscheinend als eine Art Themenwechsel der extrem schräge Künstler
Hans Unstern vorgestellt, der mir bislang unbekannt war und den ich dann in seiner Art gleich mit einem pathologisierenden Blick betrachtet habe, also ich habe ihn als psychisch gestörten oder kranken Typen gesehen, was ihn klein und seine Kunst irgendwie bedeutungsloser erscheinen ließ.
Die Taktik von Medien, irgendwie auffällige Menschen als gestört oder krank zu diagnostizieren, führt zu einem gesellschaftlichen Tunnelblick, entwertet Vielfalt und Menschsein, macht uns zu Abhängigen und Futter für Ärzte und Medizinindustrie.
Darum finde ich diese Medien-Praxis, die seit der Covid-Pandemie richtig in Fahrt zu kommen scheint, weil die Pandemie das Medizinwesen samt sonstiger Autoritäten quasi zum neuen Maßstab erhebt, recht faschistoid.
Diese Medien-Tendenzen halte ich für gefährlich anti-individualistisch, also undemokratisch, denn Demokratie ist untrennbar mit dem Individuum als Individuum verbunden. Warum ist das so? Weil wenn Meinungen, etwa auch in Gestalt von Wahlkreuzchen, nur noch von ganzen Gruppen ausgehen, also quasi ein Gruppenvertreter für seine Gruppe sprechen und wählen könnte, dann ist das eine Art Entmündigung des Einzelnen, ähnlich einem Fraktionszwang im Parlament, was ja ebenso als undemokratisch gesehen wird, weil eigentlich jeder Abgeordnete nur und allein seinem Gewissen folgen soll.
Ich weiß nicht wie die medial beliebte Floskel: "
Du bist nicht / nie allein", "
You never walk alone" gemeint sein soll, als Trost, als Drohung, als Mahnung, Warnung, sie ist nach meinem Verständnis ein Desaster, eine Bedrohung, ein Fanal der Anti-Demokratie. Es scheint zwar wahr zu sein, aber das macht die Sache nicht besser.
Ich persönlich empfinde diese ständigen medialen Suggestionen von einer "
Gemeinschaft" als Bedrohung. Mit wem auf diesem Globus ich mich gemein mache, will ich selbst und alleine entscheiden - mit den Deutschen jedenfalls zu allerletzt. Arbeitet erstmal eure kriminelle medizinische Gegenwart auf! Wer Opfer nicht als Opfer anerkennt, verweigert die Verantwortung seiner Mittäterschaft.
Die Möglichkeit, unbeobachtet alleine mit sich selbst sein zu können, wann und wo man es möchte, gehört mE unbedingt zum Menschsein dazu. Wem diese Möglichkeit genommen ist, entwickelt gesunder Weise eine Traurigkeit bzw Depression. Das nicht zu dürfen, wäre eine dauerhafte Knast-Situation.
Jedes Symptom ist ein Zeiger auf ein tiefer liegendes Problem. Wer sich nur an Symptomen orientiert, entzieht sich einer Verantwortung.
In einem kritischen
Telepolis-Artikel zum Thema vermisse ich allerdings zwischen möglichen neuronalen Verschaltungsproblemen im Inneren eines depressiven Menschen und den gesellschaftlichen Ursachen für Depressionen den großen Bereich persönlicher Lebensumstände als Ursachen für Depression. Wie etwa Opfer eines Verbrechens geworden zu, oder etwas sehr wichtiges im Leben für immer verloren zu haben, oder sich ungesund zu ernähren, oder in einer krank machenden Wohnsituationen zu leben usw.!
Das sind Bereiche, die leichter veränderbar sind, als die ganze Gesellschaft umzukrempeln, und sinnvoller, als sich zum Patienten machen zu lassen - also ein guter Bereich weder Patient noch Revoluzzer - sondern einfach nur ein gesellschaftlich engagierter Querkopf zu sein - mal mit Phasen der Aktivität, mal mit Phasen der Traurigkeit und Passivität - ein lebendiges Bio-System eben, kein Roboter.
Wer mit seinen Marotten und Problemen selber und allein und auch durch sein soziales Umfeld auch nur einigermaßen klarkommt, oder sie gesellschaftlich einigermaßen akzeptiert ausleben kann, der ist nicht krank oder gestört.
Krank ist man erst dann, wenn mann so verzweifelt oder Hilflos ist, dass man Hilfe von medizinischen Experten benötigt oder zu benötigen glaubt. Wenn man dann auch noch von Medikamenten abhängig ist, anstatt etwa seine Ernährung umzustellen, ist man kein so souveränes Individuum mehr, wie man es vielleicht sein könnte und für eine bessere Demokratie sein sollte.
Die Tendenz von Medizin und Medien, die Marotten, Spleens und Meisen der Mitmenschen zu Krankheiten zu definieren, gibt es ja schon länger, aber dass die Leit- und Massenmedien sich derart freudig zu willigen Vollstreckern dieser medizinisch-faschistoiden Praxis machen, ist ungewohnt und wird offenbar durch die Coronakrise befeuert.
Klar ist: Der Medizin-Faschismus in Deutschland war trotz abgerissener KZ, totem Mengele und Ende der Nazidiktatur nie weg, sondern wuchert weiter. Das ist ein wichtiger Teil der Realität, den man nicht mittels rosaroter Brille, welcher Art auch immer, ignorieren sollte.
Last but not least: ich finde, jeder hat das Recht und sollte sich die Entscheidungsfreiheit nehmen, sein Leben wann, wie und wo zu beenden wie er oder sie es möchte. Die Gier der Gemeinschaft auf Zugriff auf das Individuum muss ständig abgewehrt werden.
Mitmenschliche Angebote der Solidarität, Unterstützung und des Mitgefühls für Traurigkeit sind vermutlich immer willkommen und hilfreich - ebenso wie Mißtrauen, wenn angeblich jemand Suizid begangen habe - vielleicht hat doch jemand nachgeholfen.