Medizinische Menschenversuche im Dritten Reich:
Ethische Überlegungen wurden der Idee untergeordnet, dass maximaler Fortschritt in der medizinischen Forschung für die Gemeinschaft von größter Bedeutung sei.
Viele Ärzte glaubten, die Phase des Tierversuchs notfalls überspringen zu dürfen und die Unversehrtheit des einzelnen Individuums zugunsten der vermeintlich großen Idee zur Disposition stellen zu können.
Die Opfer waren Menschen aus Personengruppen, die ausgegrenzt oder der Vernichtung vorbestimmt waren, also Juden, Zigeuner, Kriegsgefangene, Angehörige östlicher Völker, Asoziale" und Homosexuelle. [Heute: Hartz-4 Empfänger, Rentner, Pensionäre, Kranke, NichtGeimpfte]
Im Rahmen der Experimente wurden sie nicht selten zu Zah-
len und Buchstaben abstrahiert und damit regelrecht zu Forschungsmaterial degradiert. So beschwerte sich ein Arzt im Rahmen der Rekrutierung von Versuchspersonen für die Prüfung eines neuen Impfstoffes im Konzentrationslager Natzweiler, dass „mit dem vorliegenden Häftlingsmaterial" keine brauchbaren Ergebnisse erwartet werden könnten. Außerdem bat er darum, ihm „100 Häftlinge im Alter zwischen 20-40Jahren zuzuschicken.
Die im Nürnberger Ärzteprozeß 1946/47 angeklagten Medizin-Verbrechen waren:
1. Höhenversuche
2. Unterkühlungsversuche
3. Malaria-Experimente
4. Senfgasexperimente
5. Sulfonamidexperimente an Phlegmone-Geschädigten
6. Versuche zu Knochen-, Muskel- und Nervenregenerationen sowie Knochentransplan-
tationen
7. Experimente mit Meerwasser
8. Experimente mit epidemischer Gelbsucht
9. Sterilisations-Experimente
10. Fleckfieber-Experimente
11. Experimente mit Giften
12. Brandbomben-Experimente
13. Skelettsammlung jüdischer KZ-Häftlinge
14. Ermordung tuberkulöser Polen
15. Das Euthanasie-Programm.
16.
Gemeinsam ist diesen Versuchen, dass sie an Unfreiwilligen gemacht wurden, herabgewürdigt zu Gegenständen, verfügbar gemacht als Nichtmenschen, entkleidet ihres Personseins als Gegenüber der die Experimente Leitenden und Ausführenden.
Man erkennt eine längere, vorbereitende Vorgeschichte, deren Ideologisierung und Politisierung im Nationalsozialismus: z.B. Euthanasie-Programm, Sterilisation Fortpflanzungs-Unwürdiger und die Auslösung durch Kriegsnöte.
Hermann Rein hat die "Tyrannei anonymer Bürokratie" in der Diktatur hinzugefügt, Alfons Labisch die Eugenisierung, die "Utopie einer gesunden Gesellschaft" und die Reduktion des Menschen auf seinen naturwissenschaftlich erforschbaren Körper. Viktor von Weizsäcker hat in "Euthanasie und Menschenversuche"
(1947), die Entwicklung der Medizin zu einem körperlich-objektivierenden Menschenbild als Bedingung einer "Ent-Menschlichung" und damit "Ent-Würdigung" innerhalb ihres Wir-
kungsraumes beklagt:
https://www.ruhr-uni-bochum.de/malakow/mam/zme/materialien/mm-161.pdf
