Weil sie die sozialen Medien, also auch dieses Weblog, mit unsinnigen Behauptungen diffamiert, will ich doch mal was zu ihren Äusserungen sagen.
Nur weil etliche ihrer Kritiker vielleicht falsch und völlig überzogen mit Antisemitismus-Anschuldigen der Person und ihrer aktuellen Rede nicht gerecht werden, heißt das nicht, dass Frau Emcke ansonsten gut, wahr und richtig gesprochen hat und jede weitere Kritik unangebracht wäre.
Frau Emcke reiht mit alarmistischer Attitüde Schlagworte aneinander ohne sie inhaltlich-logisch aufeinander zu beziehen, und wirft sie dem Publikum hin, wie Knochen vor die Hunde: »Es ist Zeit, endlich die Frage nach der Verbindung von Demokratie und Wahrheit zu stellen." Welche / was für eine Wahrheit? Wahrheit worüber? Es gibt viele Wahrheiten, jeder Mensch hat seine eigene Wahrheit über die Welt, etwa in Gestalt unterschiedlicher Religionen. Ansonsten verweise ich auf den Liedtext von Rio Reiser: "Alles Lüge". Im Übrigen gibt es auch in der Wissenschaft oft mehr als nur eine "Wahrheit" / Meinung - an welche man sich hält, darf jeder selbst entscheiden. Was man allerdings aus der Wissenschaft - die ja teilweise auch ziemlich heruntergekommen ist (falsche Doktortitel, gefakte Forschungen), lernen sollte, ist etwa Faktenorientierung, logisches Denken, Sachlichkeit. Damit hat es die Frau Emcke aber offenbar nicht so sehr, wie ihre Äusserungen gleich eingangs ihrer jüngsten Rede auf einem Parteitag der Grünen zeigt, in der beklagt sie Antiwissenschaftlichkeit, um dann aber gleich darauf selbst unsachlich über Populisten zu behaupten, »Die soziale Spaltung, die sie zu bedauern behaupten, ist ihre tiefste politische Sehnsucht.«
Wie kommt jemand dazu sich anzumaßen, die tiefste politische Sehnsucht anderer Leute zu kennen? Kennt irgend jemand die tiefste politische Sehnsucht etwa von Angela Merkel, ausser sie selber? - Das ist eine unsachliche Art und Weise persönlicher Angriffe, die Emcke vorgibt bekämpfen zu wollen, aber selber praktiziert. Muss man da noch mehr von ihr lesen oder hören? Eigentlich nicht. Aber ich setze mich hier dennoch mit den restlichen im Spiegel zitierten Äusserungen ihrer Rede auseinander.
Etwa ihre folgende Äusserung: "Es ist Zeit, dass wir uns eingestehen: Eine in sozialen Medien fragmentierte und durch Desinformation und Ressentiments aufgeladene Öffentlichkeit rührt an den legitimatorischen Kern einer Demokratie."
In was war die Öffentlichkeit denn vor den sozialen Medien fragmentiert? In ARD und ZDF! War das gut, war das besser als jetzt? Wer, bitte, lädt die Öffentlichkeit in den sozialen Medien mit Desinformation und Ressentiments auf? Die Öffentlichkeit selbst schreibt und liest in den sozialen Medien, lädt sich demnach also selber auf?!
Also die pluralistische ("fragmentierte") Öffentlichkeit rührt an den legitimatorischen Kern einer Demokratie. Geht's noch? Mensch, genau das ist Demokratie: Vielfalt an Meinungen!!! Emcke diffamiert ausgerechnet die genuin-demokratischen "sozialen Medien" als anti-demokratisch - das halte ich für demagogisch-faschistoid. Da können die Leute endlich mal die Klappe aufmachen und frei reden - ähnlich wie nach dem Fall der Mauer die DDR-Bürger - und was machen manche elitäre deutsche Platzanweiser/innen und Knebel-Verteiler/innen da Oben? Sie wollen den Bürgern ihr Forum wegnehmen.
Natürlich ist es ein allgemeines Problem, dass die Leute im Internet teils sehr beleidigend, unsachlich sich äussern und kaum noch richtig einander zuhören. Es dürfte auf der Hand liegen, dass es die ganz konkreten physischen Lebensumstände, der diverse Druck, die Ängste und anderen Nöte sind, welche die Leute innerlich aufladen und sich alles in den Foren entlädt. Darum ist es so wichtig, die konkreten Lebensumstände der Bürger zu verbessern. Es gibt in allen Bereichen so viele kreative Mitdenker, die Verbesserungsvorschläge machen, aber ihnen hört man nicht zu oder setzt die Ideen nicht um. Statt dessen wollen die arrivierten Multiplikatoren - wie etwa Carolin Emcke - der Bevölkerung Knebel verpassen! Das nenne ich antidemokratisch und Menschen verachtend.
"(…) Aber in der Gegenwart ist die öffentliche Kommunikation faktisch privatisiert und in die ungefilterte Macht der Plattformökonomie überführt worden, die kein Interesse an der Unterscheidung von richtig und falsch hat.«
Die meiste heutige Kommunikation läuft doch über private Dritte (Handy, SMS, Internet Chats, eMails, Postkaren, Briefe, usw), und wie war es denn vorher? Wo stand denn der berühmt-berüchtigte "Stammtisch"? War die Kneipe ein staatlich-demokratisches Debattierforum, wo darauf geachtet wurde, dass keine Unwahrheiten verbreitet wurden, oder war es ein privates, exlusives Örtchen, wo keine Jugendlichen und Frauen Zutritt hatten, und übler Tratsch und Gerüchte sich verfestigen konnten und manche Intrige gesponnen wurde? Hat man früher Nazi-Stammtische der Polizei enttarnen können, wie jetzt im Internet? Offenbar nicht, sonst wäre es vielleicht nie zum Hitler-Faschismus gekommen.
Wer neutrale Orte des öffentlichen Meinungsaustauschs fördern möchte, etwa ein reales "Forum Romanum" auf einem Marktplatz in jeder Stadt, der soll sich dafür engagieren.
"Wir werden das im Wahlkampf sehen. Wir werden Manipulationen und Lügen sehen. (…) Es wird keine Rolle spielen, welche Personen oder welche Parteien es trifft.« Denn treffen werde es »alle in unserer Demokratie«. Furchtbar, dieser vollkommen unwissenschaftliche, sinnlose, prophetische Gestus: wir werden dies, wir werden das, wir werden jenes erleben. Es wird eine Sintflut über uns hereinbrechen und es werden 7 Jahre Dürre folgen, und danach 7 weitere Plagen. Anstatt nüchtern wissenschaftlich, aber mit ungewöhnlichen Einsichten zu punkten, spielt die Frau mit sattsam bekannten Problemen düstere Wahrsagerin, Hellseherin, Prophetin, Heilerin. Sie wirft Anderen Antiwissenschaftlichkeit vor, ist aber selber eine radikale Sachlichkeitverweigerin.
"Es wird sicher wieder von Elite gesprochen werden." Ach, ist "Elite ein "Unwort"? Herrscht Sprechverbot über "Eliten"? Emckes Äusserung ist ungefähr so gehaltvoll wie wenn man einen Harzt4-Empfänger fragen würde, was erwarten Sie vom nächsten CDU Parteitag, und der antwortet: "Es wird sicher wieder von Prekariat gesprochen werden." Ja und? Es kommt darauf an, wie und was man sagt. Im Übrigen, wenn man über gesellschaftliche Gerechtigkeit und Wahrheit sprechen will und über die Unterschicht redet, was ja überall usus ist, kann man doch nicht über das Gegenteil, also die Eliten, schweigen. Sich selbst als Leistungsträger, "Profis der Nation" und Besserverdiener loben, aber wenn andere dann über diese Eliten reden wollen, dann schreien die Eliten auf und diffamieren mit unsachlich-demagogischen und falschen Zuschreibungen ihre Kritiker.
Wer die (relativ unsystematischen) Anfeindungen mancher gegen Klimaforscher, und die staatlich-systematische Verfolgung von Juden auf eine Stufe stellt, hat meiner Meinung nach nicht mehr alle Tassen im Schrank und sich jedenfalls in meinen Augen als seriöse Diskutantin disqualifiziert.