Donnerstag, 27. Mai 2021

Aufruf: hilf mit, Cargo-Kulte in Deutschland aufzudecken!

Mit Cargo-Kult meine ich im weitesten Sinne Handlungen, deren ursprünglicher Sinn abhanden gekommen und nicht durch einen neuen Sinn ersetzt worden ist, womit die Sinn leere Handlung nur noch aus Gewohnheit und durch Gruppendynamik durchgeführt wird. 

Die Entdeckung und Veröffentlichung von Cargo-Kulten in Deutschland könnte dazu beitragen, die Deutsche Gesellschaft / das Land zu modernisieren! Der Aufruf wäre also eigentlich eine Aufgabe des Bundespräsidenten. Aber der scheint im Urlaub zu sein. 

Mir fällt da zB das wöchentliche Rasenmähen ein, mit dem Gärten und Vorgärten zu kurzgeschorenen grünen Teppichen werden, und man weiß eigentlich gar nicht mehr, warum eigentlich.                                                                                           Ich vermute zwei Gründe, die aber heute nicht mehr oder kaum noch vorhanden sind. Einerseits vermute ich, weil ein kurzer Rasen Nutzungs freundlicher für Freizeitaktivitäten ist, als eine Wiese mit hohem Gras, und ich glaube, dass ursprünglich die Maht vor allem der Gewinnung von ansonsten nutzloser Biomasse diente, die man kompostieren und damit zu fruchtbarem Mutterboden bzw Naturdünger machen konnte. Quasi was früher das Vieh geleistet hat: Gras abweiden und dann Milch und Fleisch produzieren, hat der Gärtner anfangs nachgeahmt als Gras mähen, kompostieren und mit dem Kompost die Gemüsebeete füttern. Heutzutage aber geben wohl die meisten Gartenbesitzer den Rasenschnitt in die Biotonne. Auch werden wohl die wenigsten Gärten für Freizeitaktivitäten genutzt, die Vorgärten schon gar nicht, die dienen der Repräsentanz, und viele Gartenbesitzer haben keine kleinen Kinder mehr, die auf dem Rasen spielen, und Liegestühle stellt man auf die Terrasse, nicht auf den Rasen. Also der Sinn des Rasenmähens scheint mir nahezu komplett abhanden gekommen zu sein, aber es wird weiter gemäht, weil es alle machen und weil es schon immer so gemacht wurde. Meine Argumentation gegen das Rasenmähen gründet also nicht auf Öko- und Bio-Überlegungen, und nicht die Frage was ist schöner, sondern auf den ursprünglichen Sinn des Ganzen.
Das Cargo-Kultige am sinnlosen Rasenmähen ist vielleicht der Glaube: wenn der Rasen Freizeit tauglich ist, kommen vielleicht bald auch wieder Kinder zum spielen, oder wir alten Leute sind doch noch sportlich, denn wir haben ja einen sportlichen Rasen; wir haben einen gesunden Garten, denn wir ernten jede Woche Biomasse.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Wer den Rasenschnitt selbst kompostiert und damit seine Gemüse- oder Blumenbeete düngt, betreibt keinen Cargo-Kult, sondern allein jene, die mähen ohne Grund.